Fundvorlage

Bei der folgenden Vorlage der Funde sind die Fundstellenangaben ident mit den Bezeichnungen auf dem Grundplan. Die Fundstücke lagen ausnahmslos im Niveau des Holzbaues in wasserdurchtränktem, lehmigem Material, sind daher nicht stratifiziert und müssen aus diesem Grund als Streufunde gelten.

Wenn nicht anders angegeben, sind die Tongefäße freihändig geformt. Auf den Tafeln sind alle Objekte im Maßstab 1 :2 wiedergegeben. Die Bestimmung der neuzeitlichen Fundgegenstände wird entgegenkommenderweise Herrn Erik Szameit verdankt.

Fundstelle A

Römische Kaiserzeit

Mundsaumbruchstück eines scheibengedrehten Topfes aus schwarzem, glimmer- und graphitgemagertem Ton. Gewulsteter Mundsaum, kurzer gekehrter Hals (Abb. 22).

Kleine Randscherbe einer Terrine aus schwarzem, feingeschlämmtem Ton. Außen- und Innenseite geglättet. Konischer Oberteil mit etwas nach außen verdicktem Mundsaum (Abb. 23).

Randscherbe eines Topfes aus dunkelgrauem bis schwarzem, an der Außenseite dunklem graubraunem, mit kleinen Steinchen und Glimmer gemagertem Ton. Vom Gefäßkörper kaum abgesetzte Randpartie. Auf der Schulter umlaufende feine Ritzlinie, darunter gekreuzte Ritzlinien (Abb. 24).

Randfragment einer Schale aus schwarzem, an der Außenseite dunklem graubraunem, fein mit kleinen Steinchen und etwas Glimmer gemagertem Ton. Kalottenförrniger Gefäßkörper mit einfachem Rand (Abb. 25).

Randscherbe eines Topfes aus schwarzem, mit kleinen Steinchen und etwas Glimmer gemagertem Ton. Kurze, schwach ausladende Halspartie mit einfachem Rand (Abb. 26).

Kleine Randscherbe eines Topfes aus dunkelgrauem, mit Steinehen gemagertem Ton. Kurzer, gekehlter Hals mit außen abgeschrägtem Rand (Abb. 27).

Wandscherbe eines Topfes aus schwarzem, grob mit Steinchen und Glimmer gemagertem Ton. An der Außenseite annähernd umlaufende Reihen breiter Nagelkerben mit aufgeworfenem Rand (Abb. 28).

Wandscherbe eines Topfes aus grauem bis graubraunem, an der Innenseite schwarzem, grob mit Steinchen gemagertem Ton. An der Außenseite umlaufende Reihen von Nagelkerben mit aufgeworfenem Rand (Abb. 29).

Kleine Wandscherbe eines Topfes aus dunkelgrauem, an der Innenseite schwarzem, grob mit Steinchen gemagertem Ton. An der Außenseite Ansätze von Wirrfurchen (Abb. 30).

Fünf uncharakteristische Wandscherben verschiedener Gefäße.

Neuzeit

Randscherbe eines scheibengedrehten Topfes aus grauem, schwarz geschlikkertem, feingeschlämmtem Ton. Innenseite und Rand der Außenseite schwarz glasiert. Ausladende, nach oben verdeckte, innen gedellte Randpartie (Abb. 31).

Fundstelle B

Römische Kaiserzeit (?)

Drei Wandscherben von Töpfen aus graubraunem, an der Innenseite dunkel

grauem bis schwarzem, sehr grob mit Steinchen gemagertem Ton. Datierung

nicht sicher.

Neuzeit (17. Jh.)

Etwas fragmentierter, scheibengedrehter Henkeltopf aus grauem bis graubraunem, sehr fein gemagertem Ton. Innenseite, Rand und oberer Henkelansatz dunkel-gelbgrün glasiert. Breite Standfläche, schlanker Gefäßkörper und ausladender Mundsaum, von dem ein schwach gedellter Bandhenkel bis zum ersten Gefäßdrittel zieht. An der Außenseite umlaufende Drehrillen. Stfldm. 10,0 cm, Bdm. 16,3 cm, Mdm. 15,3-15,9 cm, H. 21,5 cm, Henkelbr. 2,1 cm (Abb. 32).

Fundstelle C

Jüngere Steinzeit (?)

Fünf Wandscherben eines größeren Gefäßes aus schwarzem, an der Außenseite z. T. rötlichbraunem, sehr grob mit Steinchen gemagertem Ton. Eine Wandscherbe zeigt ausgeprägten Hals-Schulter-Absatz (Abb. 33).

Fundstelle D

Römische Kaiserzeit

Sechs uncharakteristische Wand- bzw. Bodenscherben grob mit Steinchen gemagerter Töpfe.

Fundstelle E

Jüngere Steinzeit

Vier uncharakteristische Wand- bzw. Bodenscherben steinchengemagerter Gefäße.

Römische Kaiserzeit

Randfragment einer scheibengedrehten provinzialrömischen Ringschüssel aus

grauem, feingeschlämmtem Ton. Schwach abgesetzter Randwulst und ausgeprägter Gefäßumbruch (Abb. 34).

Randfragment eines Topfes aus schwarzem, an der Außenseite graubraunem, grob mit Steinchen und etwas Glimmer gemagertern Ton. Weit ausladender Mundsaum und bauchiger Gefäßkörper. Am Bauch umlaufende Reihen schwach eingedrückter Nagelkerben (Abb. 35).

Randscherbe eines Topfes aus dunkelgrauem, an der Außenseite grauem bis graubraunem, grob mit Steinchen und etwas Glimmer gemagertem Ton. Annähernd zylindrischer Hals mit etwas ausladendem Mundsaum. Am Hals kleine kreisförmige Delle (Abb. 36).

Kleine Randscherbe eines Topfes aus schwarzem, an der Außenseite graubraunem, grob mit Steinehen gemagertem Ton. Schwach nach außen verbreiterter Mundsaum (Abb. 37).

Kleine Bodenscherbe eines Fußgefäßes aus dunkelgrauem, mit etwas Glimmer gemagertem Ton (Abb. 38).

Wandscherbe eines Topfes aus graubraunem, im Kern schwarzem, grob mit Steinchen gemagertem Ton. An der Wand umlaufende Reihen schmaler Nagelkerben (Abb. 39).

Drei unsignifikante Wandscherben grob gemagerter Töpfe.

Fundstelle F

Römische Kaiserzeit

Randscherbe eines scheibengedrehten provinzialrömischen Topfes aus schwarzem, im Kern grauem, feingeschlämmtem, mit etwas Glimmer versetztem Ton. Ausladender Mundsaum und profilierter Hals (Abb. 40).

Neun uncharakteristische Wandscherben von z. T. grob gemagerten Töpfen.

Neuzeit (17./18. Jh.)

Randfragment eines Topfes aus hellem, ziegelrotem, feingeschlämmtem Ton.

Rand und Außenseite grasgrün glasiert. Konischer Gefäßkörper mit durch Eindrücke gebelltem Rand. Knapp unterhalb des Randes umlaufende, durch Kerben gewellte Leiste. Unterhalb dieser und im oberen Gefäßdrittel je eine umlaufende Riefe. Mdm. 13,2 cm (Abb. 41).

Zwei uncharakteristische Wandscherben aus ziegelrotem Ton.

Langer Eisennagel, mit quadratischem Querschnitt und scheibenförmigem Kopf.

L. 26,0 cm, Dm. des Kopfes 2,9 cm (Abb. 42).

 

Fundstelle G

Jüngere Steinzeit

Zwei uncharakteristische Wandscherben, eine davon mit Bodenansatz.

Römische Kaiserzeit

Wandscherbe mit Bodenansatz eines scheibengedrehten provinzialrömischen Gefäßes aus graubraunem, an der Innenseite grauem, an der Außenseite dunkelgrauem, mit kleinen Steinchen und etwas Glimmer fein gemagertem Ton (Abb. 43).

Wandscherbe einer Fußschüssel aus schwarzem, sehr fein mit kleinen Steinchen und etwas Glimmer gemagertem Ton. Eingezogener Unterteil, scharf ausgeprägter Umbruch (Abb. 44).

Kleine Randscherbe eines Topfes aus grauem, an der Innenseite schwarzem, grob mit Steinchen gemagertem Ton. Vom Gefäßkörper kaum abgesetzte Randpartie (Abb. 45).

Zwei Wandscherben eines Topfes aus schwarzem, mit kleinen Steinchen und etwas Glimmer gemagertem Ton. An der Wand tief eingerissenes Fischgrätenmuster (Abb. 46).

Kleine Wandscherbe eines Topfes aus dunklem graubraunem, grob mit Steinchen gemagertem Ton. An der Wand Wirrfurchen (Abb. 47).

Acht uncharakteristische Wandscherben verschiedener Gefäße.

Fundstelle H

Römische Kaiserzeit

Kleine Randscherbe einer Schale aus schwarzem, im Kern dunkelurauem, mit Steinchen und Glimmer gemagertem Ton. Schwach eingezogener Oberteil mit einfachem Rand (Abb. 48).

Wandscherbe eines Topfes aus schwarzem, an der Außenseite graubraunem, mit Steinchen und Glimmer gemagertem Ton. An der Wand unregelmäßig angeordnete, waagrechte Nagelkerben (Abb. 49).

Drei uncharakteristische Wandscherben verschiedener Gefäße.

Fundstelle J

Jüngere Steinzeit (spätes Mittelneolithikum)

Wandscherbe mit Bodenansatz eines Topfes aus graubraunem, an der Innenseite dunkelgrauem, grob mit Steinchen und Glimmer gemagertem Ton (Abb. 50).

Kleine uncharakteristische Wandscherbe aus dunkelgrauem, im Kern schwarzem, grob mit Steinchen gemagertem Ton.

Zusammenfassung

War zu Beginn der Ausgrabungsarbeiten die Funktion der aus Holzbalken und -pfosten gebauten Anlage unklar, so stellte sich bald heraus, daß der Bau nur in unmittelbarem Zusammenhang mit einem wasserführenden Nebenarm der Thaya zu sehen ist. Am naheliegendsten war die Interpretation als Wassermühle, die noch eine gewisse Bestätigung darin fand, daß zu Beginn des 15. Jhs. eine solche an der Thaya innerhalb der heute abgekommenen Ortschaft Geresdorf überliefert ist[11]. Das Gebiet dieser Wüstung kam später zur Gänze zu Rabensburg. Doch soll der historischen Auswertung nicht vorgegriffen werden.

Das Südostufer war durch den Balken 3 und die Pfosten 4a-4f befestigt. Von der Verbauung des Nordwestufers konnte bloß noch Pfosten 12 nachgewiesen werden, der zusammen mit anderen, wie den Pfosten 4a-4f, zur Fixierung eines Gegenstückes zu Balken 3 diente. Der Abstand beider Uferbefestigungen betrug im Bereich der Balken 1 und 2 ungefähr 11,60 m, verjüngte sich jedoch stromabwärts etwas, um ein rascheres Abfließen des Wassers zu erreichen. Wegen der ursprünglich maximalen Höhe von 0,46 m der Balken 1 und 2, die mit Hilfe von Holznägeln tief im Untergrund verankert waren, wegen des Fehlens jeglicher Konstruktionsdetails, die auf höhere Aufbauten schließen lassen und wegen der über die Oberkante der Balken 1 und 2 herausragenden Köpfe der Holznägel 1a, 1b, 2a, 2b und 2c kann die Anlage niemals ein Wehr gewesen sein; die Mühlräder müssen unterschlächtig angetrieben worden sein. Die an der flußaufwärtigen Seite der Balken 1 und 2 herausgearbeitete, mindestens 0,04 m hohe Rast, die nur mehr im Südostbereich erhalten, gegen die Mitte und Nordwesten aber zur Gänze durch die Wasserströmung abgetragen war, diente wahrscheinlich als Widerlager, die schrägen Oberkanten als Auflager dünner Pfosten, wie sie zum Teil im gesamten Grabungsbereich gefunden wurden (Pfosten 13 und 14 sowie andere nichtnumerierte). Diese Pfosten waren mit ihren spitzen Enden flußabwärts schräg in den Boden getrieben, waren ursprünglich sicher dicht aneinandergelegt und dienten zum gleichmäßigen und zusammen mit dem sich flußabwärts etwas verjüngenden Flußbett zum rascheren Abfließen des Wassers. Die rund 0,5 m flußabwärts von den Balken 1 und 2 eingerammten Pfosten 16, 5, 6 und 7 dienten mit den aus ihrer Verankerung gerissenen, an den unteren Enden zugehackten Pfosten 11, 10, 9 und 8, die in einem unbekannten, aber sicher nicht zu weiten Abstand flußabwärts eingeschlagen waren, als Piloten für die Querbalken zur Aufnahme der Mühlradachsen. Aufgrund der Anzahl dieser Piloten muß es sich um drei Mühlräder gehandelt haben, die die schweren Mühlsteine in Bewegung hielten. Das eigentliche Mühlenhaus stand wegen der exzentrischen Lage der genannten Piloten sicher am Südostufer des Thaya-Armes; Pfosten 15 könnte zu jenem Bau gehört haben.

Sind die Grundzüge der Konstruktion des ursprünglich im Wasser gelegenen Teils der Mühle aufgrund der freigelegten und noch vorgefundenen Holzteile ziemlich klar, so können von archäologischer Seite für die zeitliche Einordnung der Anlage kaum Belege beigebracht werden. Schon während der Freilegungsarbeiten war zwar klar, daß die Anlage weder prähistorisch noch frühgeschichtlich sein kann, die Hoffnung jedoch, die Auswertung des geborgenen Fundgutes könnte zumindest Hinweise auf eine Datierung erbringen, erwies sich als falsch. Die geborgenen, zum größten Teil eingeschwemmten Funde, im wesentlichen auch deren zahlenmäßige Zusammensetzung, spiegeln die Verhältnisse im benachbarten Siedlungsareal der Flur Aulüssen wieder. Die meisten Tonscherben sind in das 2. Jh. und -in die erste Hälfte des 3. Jhs. n. Chr. zu datieren und sind Abfallprodukte aus dem germanischen Gehöft. Einige wenige uncharakteristische Scherben sind in das mittlere Neolithikum zu setzen und entsprechen ebenfalls den in der Flur Aulüssen gefundenen[12]. Hingegen wurden innerhalb des freigelegten Bereiches der Flußmühle keine Funde aus den in der Flur Aulüssen außerdem nachgewiesenen frühbronzezeitlichen und slawischen Siedlungsgruben geborgen. Besonders enttäuschend war die geringe Ausbeute an aussagekräftigem mittelalterlichem und frühneuzeitlichem Fundmaterial. Der scheibengedrehte Topf (Abb. 33) von Fundstelle B (knapp stromabwärts des Balkens 2, etwa in der Mitte der Flußbettsohle) und das Randfragment eines Topfes (Abb. 42) von Fundstelle F (am Südostrand der Uferbefestigung) ergeben bloß einen terminus post quem für die endgültige Verlandung und Zuschüttung der nicht mehr in Verwendung stehenden Mühle.

Anhaltspunkte für die chronologische Einordnung der Wassermühle bieten die Radiokarbondaten. Das für Balken 2 errechnete Datum von 1280 ± 70 n. Chr. kann mit Vorbehalt auch als das der Errichtung der Mühle angesehen werden, da die Balken 1 und 2 sozusagen zur Grundausstattung und zu den schwerer auswechselbaren Teilen der Anlage gehörten. Das Datum für Balken 3 mit 1400 ± 50 n. Chr. ist jünger als das erstere. Doch werden gerade die Uferbefestigungen wegen ihrer größeren Korrosionsanfälligkeit ausgewechselt und erneuert worden sein.

Über die Ursache der Nichtweiterverwendung der Wassermühle können von archäologischer Seite ebenfalls kaum Aussagen getroffen werden. Möglicherweise waren Hochwässer für die Aufgabe der Anlage verantwortlich, sei es direkt durch eine nicht wieder gutzumachende Zerstörung, sei es durch Verlagerung des Wasserbettes weiter nach Westen, wofür der heute noch existierende, aber ebenfalls kaum mehr wasserführende Nebenarm der Thaya spricht. Die allmähliche Devastierung der Mühle kann aber auch mit dem Wüstwerden der Ortschaft Geresdorf in Zusammenhang gesehen werden, wenn nicht irreparable Hochwasserschäden letzten Endes für beides verantwortlich waren.