Sammlungsgeschichte

Die erste Erwähnung archäologischer Fundstücke erfolgte im Pfarrgedenkbuch im Zusammenhang mit dem Bahndammbau durch den Teich 1839. Die Arbeiter fanden Skelette, große Töpfe und Münzen. Diese Mitteilung wurde lange zu wenig beachtet, erst 2009 gab es eine Rettungsgrabung im Teich (Ödenkirchen/Alt-Bernhardsthal).

Forschung zur Heimatgeschichte hat in Bernhardsthal eine lange Tradition. Der erste bekannte Bernhardsthaler Heimathistoriker war Stephan Wick, Sohn des hiesigen Gemeindearztes. Er veröffentlichte 1893 eine Topographie der abgekommenen Orte des Weinviertels. (Siehe auch:Transkription: Topographie der abgekommenen Orte in Niederösterreich.)

Er, oder sein Vater, soll auch eine eigene Sammlung gehabt haben, die aber leider nach seinem Tod angeblich beim Zuschütten des Brunnens verwendet wurde.

Die erste dokumentierte Sammlung ur- und frühgeschichtlicher Funde geht auf die Sammeltätigkeit des von 1907 bis 1938 als Pfarrer in Bernhardsthal wirkenden Kanonikus Karl Bock (1864-1938) zurück. Nach dessen Tod gingen die bedeutendsten Stücke der umfangreichen Sammlung an Prof. Richard Pittioni und von diesem an das Museum Mistelbach, wo heute noch 122 Inventarpostionen Fundstücke aus Bernhardsthal beschreiben.

Nach dem zweiten Weltkrieg legte Otto Berger eine neue Sammlung archäologischer Funde und volkskundlicher Gegenstände an, die durch seine rege Sammlertätigkeit und viele Zubringer aus dem Ort bald so umfangreich wurde, dass sich die Gemeinde entschloss Räumlichkeiten für ein von Otto Berger schon lange gefordertes regionales Heimatmuseum zur Verfügung zu stellen.

Die offizielle Eröffnung des Heimatmuseums erfolgte am 1. Juli 1977 anläßlich der 800-Jahr-Feier von Bernhardsthal. Zu Beginn bestand das Museum aus dem großen Archäologie-Raum. Die wissenschaftliche Einrichtung der 5 großen Schaukästen übernahmen Dr. Neugebauer und Dr. Adler. Bald kamen Räume der Volkskultur dazu. Im Jahr 2000 wurde der archäologische Teil um den Germanenraum erweitert, ein Raum für Sonderausstellungen adaptiert (Jagd- und Wäscheausstellung), die Gänge in den Ausstellungsbereich einbezogen und ein Teil des Dachbodens als Schaulager eingerichtet. Auf leider nur engem Raum wurden zusätzlich Vitrinen für die Sammlungen von versteinertem Holz und Muscheln eingerichtet und die sog. „Eiszeitvitrine“ um Kopien der wichtigsten Funde aus Unterwisternitz bereichert, „Fanny“ und die „Venus von Willendorf“ fanden als Kopien ebenfalls dort Platz. Seit 2004 wird im Germanenraum auch eine Privatsammlung von Metallfundstücken (Fibeln, Äxten usw.) präsentiert. Ein kleines Büro und Nebenräume kamen ebenfalls hinzu. Zusätzliche Fundstücke von der Ausgrabung 2009 im Bernhardsthaler Teich fanden nur mehr einen beengten Platz.

Heute, 2018, ist die zur Verfügung stehende Ausstellungsfläche unseres Museums durch die rasante Zunahme an Fundstücken aus weiteren Ausgrabungen und Gegenständen der Volkskultur schon längst wieder zu klein. Ein räumlicher Ausbau ist leider unmöglich, an eine Organisationsreform wird gedacht.

Ein weit überwiegender Teil der Funde aus Ausgrabungen in Bernhardsthal ist aber über die österreichischen Museen verteilt, angefangen beim Naturhistorischen Museum, dem Landesmuseum NÖ (allein aus der Ausgrabung Dr. Adler über 400 große Kartons), dem Institut für Ur- und Frühgeschichte, dem Museum Mistelbach usw.

Die Leitung des Museums

  • 1977 bis 2000 Otto Berger († 2002)
  • 2000 bis 2011 Friedel Stratjel
  • ab 2011 Dieter Friedl

Objektbestand

  • Sammlung von Objekten zur Ur- und Frühgeschichte sowie zur Mittelalterarchäologie
  • Sammlung von Fossilien (Paläogen, Neogen, Quartär)
  • Sammlung von Landkarten
  • Volkskundliche Sammlung
  • Sonderausstellungen

Wissenschaftliche Tätigkeit

  • Aufarbeitung und Veröffentlichung der schriftlichen Quellen zur Geschichte Bernhardsthals, Originaldokumente, Heimatbücher, Grabungsberichte usw.
  • Dateimäßige Erfassung der Pfarrmatriken,
  • Genealogische Forschung: Erstellung von Familienstammbäumen,
  • Transkriptionen der Kirchenbücher von Bernhardsthal
  • Sammlung von Dokumenten und Bildern aus dem Dorfleben von Bernhardsthal
  • Beschreibung der Ortsentstehung, der Hausgeschichte, Gewerbetreibende im Ort, Sammlung und Bearbeitung alter Landkarten
  • Dokumentation der Baudenkmäler von Bernhardsthal und Umgebung
  • Inventarisierung der vorhandenen Objekte aus Archäologie, Paläontologie, Geschichte und Volkskunde
  • Erweiterung und Katalogisierung der Bestände der Museumsbibliothek
  • Zusammenarbeit mit dem
    • NÖ Landesmuseum in Asparn, dem
    • Bundesdenkmalamt und der
    • Universität Brünn
      bei Ausgrabungen aus der La-Tène Kultur und des Großmährischen Reiches
  • Aufarbeitung nicht dokumentierter Ausgrabungen in Bernhardsthal