Archäologischer Teil
Befund
Der Holzbau lag an der Sohle eines heute vollkommen verlandeten Nebenarmes der Thaya, genau zwischen dem oben erwähnten spärlich wasserführenden Nebenarm und der Thaya selbst (Abb. 3-5).
Quer zu der von NO nach SW laufenden Strömung lagen die Balken 1 und 2 in situ; sie waren durch Überlappung und kleine Holznägel miteinander verbunden, außerdem durch die in Ausnehmungen sitzenden Holznägel 1 a und 1 b sowie 2 a, 2 b und 2 c im Untergrund verankert.
Über dem Südostende des Balkens 2 lag, unmittelbar an den Holznagel 2 c anschließend, Balken 3, jedoch nicht in einem rechten Winkel, sondern in einem schwach spitzen Winkel zu jenem, so daß sich das Flußbett stromabwärts etwas verjüngte. Der spitze Winkel dürfte ursprünglich schwächer gewesen sein, da die in situ vorgefundene Reihe der Pfosten 4 a-4 f zur Abstützung des Balkens 3 gegen das Wasser zu gedient hat, Pfosten 4f jedoch in gleicher Linie mit Balken 3 stand.
Das Gegenstück zu Balken 3 am Nordwestende des Balkens 1 konnte nicht mehr nachgewiesen werden, hingegen noch Holzpfosten 12, der ehemals zusammen mit anderen ebenso wie die Pfosten 4a-4f der Uferbefestigung in diesem Bereich diente.
Rund 0,5 m nach den Balken 1 und 2, also stromabwärts und im SW von diesen, wurden die in den Untergrund eingerammten Pfosten 16, 5, 6 und 7 gefunden, und zwar in einem Abstand von Mitte zu Mitte der Pfosten von etwa 2,5 m und nicht in der Mitte vor den Balken 1 und 2, sondern gegen SO, also in Richtung Balken 3 versetzt.
Weitere vier große, an den unteren Enden zugehackte Holzpfosten (11, 10, 9 und 8) wurden nicht mehr in eingerammtem Zustand, sondern im Südbereich der zerstörten Anlage gefunden. Es ist ziemlich wahrscheinlich, daß diese Pfosten in einem unbekannten Abstand stromabwärts eingesetzte Gegenstücke zu den Pfosten16, 5, 6 und 7 waren.
Bei allen anderen Hölzern handelte es sich um verhältnismäßig dünne Äste oder schmale Bretter (so z. B. die wegen der Holzbestimmung mitnumerierten Hölzer 13 und 14), die ohne erkennbare ursprüngliche Anordnung im freigelegten Bereich lagen.
Der in der Südostecke der Grabungsgrube gefundene Pfosten 15 war noch in situ, kann aber wegen der Entfernung zu den bisher erwähnten Pfosten nicht unmittelbar mit der einst im Wasser gelegenen Anlage, sondern mit einem bereits am Ufer befindlichen Bau in Zusammenhang gebracht werden.
In der Folge werden die einzelnen Holzbalken, Verzapfungen usf. im Detail beschrieben und Maße, Holzbestimrnungen und Radiokarbondaten angegeben.
Balken 1: Großer Holzbalken, der wie Balken 2 in den Boden eingegraben war. Erh. L. 5,74 m, wobei das Nordwestende abgesägt war, das Südostende mit dem Nordwestende des Balkens 2 verzapft war (darüber siehe weiter unten). Der Balken war von SO (Unterkante 152,39 m) nach NW (Unterkante 151,96 m) geneigt, wahrscheinlich als Folge nachträglicher Abschwemmungen und Abtragungen. Der Balken war stark erodiert und hatte in der Mitte einen Querschnitt von etwa 0,29x 0,20 m, am Nordwestende einen solchen von 0,24 x 0,10 m. Balken 1 war durch zwei Holznägel (1 a im NW und 1 b im SO) im Untergrund fixiert.
Holzbestimmung: Ungarische Eiche.
Verzapfung 1a: Rechteckige, nach oben zu abgewitterte Ausnehmung in Balken 1 von 0,25 x 0,21 m Größe. Innerhalb der Ausnehmung ein am oberen Ende abgewitterter Holznagel mit einem Querschnitt von 0,11 x 0,07 m. Balken 1 war im Bereich der Ausnehmung, an der flußabwärtigen Seite, ausgewittert (Abb. 6).
Holzbestirnmung: Ungarische Eiche.
Verzapfung 1b: Rechteckige, nach oben zu abgewitterte Ausnehmung in Balken 1 von 0,22 x 0,17 m Größe. Die Ausnehmung war nach oben zu abgeflacht. Innerhalb der Ausnehmung ein Holznagel mit einem Querschnitt von 0,12 >< 0,07 n-i Größe, arn oberen Ende abgewittert. Balken 1 war im Bereich der Ausnehmung an der flußabwärtigen Seite ausgewittert (Abb. 7).
Holzbestimmung: Ungarische Eiche.
Balken 2: Großer Holzbalken, der wie Balken 1 in den Boden eingegraben war. Erh. L. 8,36 m, wobei das Südostende abgesägt war, das Nordwest- rnit dem Südostende des Balkens 1 verzapft war (darüber siehe weiter unten). Der Balken war nur schwach von SO (Unterkante 152,41 m) nach NW (Unterkante 152,39 m) geneigt. Der Balken war vorzüglich erhalten, nur gegen Nordwesten, also gegen die Flußmitte zu, etwas erodiert. Zurn Querschnitt des Balkens 2 arn Südostende siehe Abb. 8. Die an der flußaufwärtigen Seite des Balkens herausgearbeitete Rast war im Südostbereich, also irn Bereich geringerer Strömung sehr gut erhalten, war aber gegen NW, also gegen die Flußmitte zu immer mehr abgetragen. 4,14 m vom Südostende entfernt war keine Spur dieser Rast mehr zu erkennen. Balken 2 war durch drei Holznägel (2a im NW, 2b in der Mitte, 2c im SO) im Untergrund fixiert. Der Winkel zwischen Oberkante und Horizontale betrug 4°.
Holzbestimmung: Ungarische Eiche.
Radiokarbondatierung (VRI-658): 690 ± 90[9]. DeVries-Korr. nach Suess ergibt ein Kalenderalter von 1280 ± 70 n. Chr.
Verbindung Balken 1-Balken 2 (Abb. 9-11): Das Nordwestende des Balkens 2 war oben ausgehackt, um den Oberteil vom Südostende des Balkens 1 aufzunehmen. Im Oberteil des Balkens 1 zwei versetzte, kreisförmige Ausnehmungen, in welchen Holzzapfen saßen, die im Unterteil des Balkens 2 noch zu erkennen waren (Durchmesser 0,03 m). Zur Seitenansicht der Verzapfung siehe Abb. 12.
Verzapfung 2a: Rechteckige, nach oben zu abgeflachte Ausnehmung in Balken 2 von 0,17 x 0512 m Größe. Innerhalb der Ausnehmung am oberen Ende abgewitterter Holznagel mit einem Querschnitt von 0,14 x 0,08 m (Abb. 13).
Holzbestimmung: Ungarische Eiche.
Verzapfung 2b: Rechteckige, nach oben zu abgeflachte Ausnehmung in Balken 2 von 0,20 x 0,13 m Größe. Innerhalb der Ausnehmung am oberen Ende abgewitterter Holznagel mit einem Querschnitt von 0,15 x 0,11 m (Abb. 14). Der Holznagel reichte mehr als 0,47 m von der Unterkante des Balkens in den schottrigen Untergrund. Eine Weiterverfolgung in größere Tiefe war wegen der Saugwirkung des Grundwassers unmöglich. Auch für die anderen Holznägel ist eine derartige Mindesttiefe anzunehmen.
Holzbestimmung: Ungarische Eiche.
Verzapfung 2c: Rechteckige, noch etwas unter Balken 3 reichende Ausnehmung in Balken 2 von 0,20 x 0,913 m Größe. Innerhalb der Ausnehmung ein Holznagel mit einem Querschnitt von 0,09 x 0,07 m Größe (Abb. 15 und 16).
Holzbestimmung: Ungarische Eiche.
Balken 3: Großer Holzbalken mit annähernd rechteckigem Querschnitt, einer erh. L. von 3,95m und einer ungefähren Br. von 0,24m. Der schlecht erhaltene Balken lag auf dem ursprünglichen Bodenniveau auf und war über Balken 2 gelegt. Die größte erhaltene H. betrug 0,48 m. Der Balken war von NO (Unterkante 152,98 m) nach SW (Unterkante 152,44 m), also flußabwärts geneigt (Abb. 17).
Holzbestimmung: Kiefer.
Radiokarbondatierung (VRI-659): 520 ± 80[10]). DeVries-Korr. nach Suess ergibt ein Kalenderalter von 1400 ± 50 n. Chr.
Pfosten 4a: Etwa rechteckiger Querschnitt (0,11 x 09085 m), nach oben spitz abgemodert, nach unten zugehackt (Abb. 18).
Holzbestimmung: Kiefer.
Pfosten 4b: Etwa rechteckiger Querschnitt (0,15 x 0,075m), nach oben spitz abgemodert, nach unten zugehackt (Abb. 18).
Holzbestimmung: Kiefer.
Pfosten 4c: Etwa rechteckiger Querschnitt (0,14 x 0,12 m), nach oben spitz abgemodert, nach unten zugehackt (Abb. 18).
Holzbestimmung: Kiefer.
Pfosten 4d: Etwa rechteckiger Querschnitt (0,16 x 0,12 m), nach oben spitz abgermodert, nach unten zugehackt (Abb. 18).
Holzbestimmung: Kiefer.
Pfosten 4e: Kreisförmiger Querschnitt mit einem Dm. von 0,22 m, nach oben spitz abgemodert, unten zugehackt (Abb. 18).
Holzbestimmung: Ungarische Eiche.
Pfosten 4f: Halbkreisförmiger Querschnitt mit einem Dm. von 0,125 m, nach oben spitz abgemodert, unten zugehackt.
Holzbestimmung: Ungarische Eiche.
Pfosten 5: Annähernd quadratischer Querschnitt mit einer Seitenlänge von 0,13 m, nach oben spitz abgemodert, unten zugehackt (Abb. 19).
Holzbestimmung: Ungarische Eiche.
Pfosten 6: Kreisförmiger Querschnitt mit einem Dm. von 0,18 m, nach oben zu spitz abgewittert, nach unten zugehackt (Abb. 19).
Holzbestimmung: Ungarische Eiche.
Pfosten 7: Kreisförmiger Querschnitt mit einem Dm. von 0,18 m. Nach oben zu gespalten und abgemodert, nach unten zugehackt (Abb. 19).
Holzbestimmung: Ungarische Eiche.
Pfosten 8: Annähernd rechteckiger Querschnitt, unten dicker (0,20 x 0121 m), oben dünner (0,16 x 0,13 m), nach unten zugehackt. Erh. L. 2,25 m. An der westlichen Längsseite oben eine Nut (Abb. 20).
Holzbestimmung: Ungarische Eiche.
Pfosten 9: Annähernd quadratischer Querschnitt mit einer Seitenlänge von 0,18 m. Erh. L. 2,85 m. Nach oben zu schief gewachsen, unten zugehackt. An der südwestlichen Längsseite oben eine Nut ausgehackt (Abb. 20).
Holzbestimmung: Ungarische Eiche.
Pfosten 10: Besonders stark verwitterter Pfosten, ursprünglich wahrscheinlich annähernd quadratischer Querschnitt. Unten dicker (Dm. etwa 0,20 m), oben dünner (Dm. etwa 0,17 m), nach unten zugehackt. Erh. L. 2,68 m (Abb. 21).
Holzbestimmung: Ungarische Eiche.
Pfosten 11: Besonders stark verwitterter Pfosten, ursprünglich wahrscheinlich annähernd quadratischer Querschnitt. Unten dicker (Dm. etwa 0,18 m), oben dünner (Dm. etwa 0,14 m), nach unten zugehackt. Erh. L. 3,11 m (Abb. 21).
Holzbestimmung: Ungarische Eiche.
Pfosten 12: Kreisförmiger Querschnitt mit einem Dm. von 0,24m. Nach oben zu spitz abgemodert, nach unten zugehackt (Abb. 6)
Holzbestimmung: Ungarische Eiche.
Pfosten 13: Dünner Pfosten (vielleicht auf Balken 2 aufgelegt) mit kreisförmigern Querschnitt mit einem Dm. von etwa 0,06 m. Zugespitztes Ende. Erh. L. 2,50 m. An einer Stelle eine etwas schräge Nut (Br. 0,04 m, Tiefe 0,03 m) (Abb. 21).
Holzbestimmung: Ungarische Eiche.
Pfosten 14: Dünner Pfosten (vielleicht auf Balken 1 aufgelegt) mit kreisförmigem Querschnitt mit einem Dm. von etwa 0,10 m. Zugespitztes Ende. Erh. L. 3,20 m (Abb. 9 und 10).
Holzbestimmung: Ungarische Eiche.
Pfosten 15: Annähernd quadratischer Querschnitt mit einer Seitenlänge von 0,16 m. Nach oben zu spitz abgemodert, nach unten zugehackt.
Holzbestimmung: Ungarische Eiche.
Pfosten 16: Etwa rechteckiger Querschnitt (0,10 x 0,12 m), nach oben abgemorscht, nach unten zugehackt.
Holzbestimmung: Flatterulme.