Pöch: Die Schädel aus dem ersten Tumulus von Bernhardsthal

Siehe Untersuchungen
Sylvia Kirchengast und Erik Szameit von 1993

Die Schädel aus dem ersten Tumulus von Bernhardsthal.

Von Hella Pöch, Wiener Prähistorische Zeitschrift 1922, S 48 ff

In den Aufzeichnungen von Matthäus Much über die von ihm im ersten Tumulus gefundenen menschlichen Knochenreste sind folgende Angaben enthalten: »Auf der Höhe des Tumulus, 25-100 cm unter der Oberfläche: 6 Skelette, doch nur 5 Schädel, Kopf östlich, Füße westlich; keine Beigaben, doch Särge für jeden einzelnen, 2-3 Scherben gedrehter und ungedrehter Gefäße. In 2 m Tiefe eine Holzbohlenkammer mit dem vergangenen Skelette eines Häuptlings nebst Beigaben. Sind die oben Bestatteten aus der Gefolgschaft ?« Zur Lösung der Frage, ob es sich hier um die Bestattung eines Fürsten mit seinen nächsten Untergebenen handelt, kann der Anthropologe nur wenig beitragen. Die Überreste des in der Bohlenkammer beigesetzten Menschen sind tatsächlich bis auf Bruchstücke des rechten Scheitelbeines »vergangen«. Wohl aber läßt sich von den fünf Individuen in den Särgen sagen, daß sie Krieger gewesen sein müssen, denn ihre Schädel weisen zahlreiche Spuren von entweder gut vernarbten oder auch tödlichen Hiebwunden an Stirn, Schläfe und den Nasenbeinen auf. Sicherlich wären auch die Zeichen überstandener Kämpfe an den Knochen der Skelette auffindbar gewesen, doch gelangten diese nicht in den Besitz des Anthropologisch-Ethnographischen Institutes, bloß die fünf Schädel, die unter den Verzeichnisnummern C 165 bis C 169 geführt werden.

Der gute Erhaltungszustand von vieren der fünf Kranien läßt vermuten, daß sie nicht allzu lange in der Erde liegen müssen, wobei allerdings die Bestattung im Sarge als günstig für die Bewahrung in Betracht kommt; verstärkt wird diese Annahme aber auch durch den ganz rezenten Bau der Schädel, besonders des Gehirnteiles, die kurzen engen Zahnfächerfortsätze in den Kiefern, wodurch es mehrmals zum Fehlen des dritten Mahlzahnes kommt, und durch das Auftreten von Zahnfäule. Trotzdem fällt es schwer, mit einiger Sicherheit anzugeben, da ja Beigaben so gut wie fehlen, welcher Zeit die fünf Sargleichen angehört haben mögen. Ein Vergleichsfall sei hiezu herangezogen.

Die Bestattung von Leichen in Holzsärgen ohne jedwede Beigabe wurde auf dem ausgedehnten Begräbnisplatz am »Derfflinger Hügel« bei Kalbsrieth, Großherzogtum Sachsen, geübt. Armin Möller1 hat dort eine große Anzahl von Skeletten in Baumsärgen gehoben. Er schreibt darüber, »daß es sich fast ohne Ausnahme um Dolichozephale handelte mit sehr viel schlechten Zähnen. Ein Viertel der Bestatteten waren jugendliche Personen . . .« Möller denkt an eine Bestattung nach christlichem Ritus, meint aber, daß die Slawen als Bestatter und Bestattete nicht in Betracht kämen, denn, »ein vollständiges Totenfeld von über 100 Bestattungen, davon 55% in regelrechten Baumsärgen, das wäre eine Neuheit, die nicht für die Slawen spräche«. Die Särge enthielten, im Gegensatz zu den bekannten slawischen Friedhöfen, keinerlei Spuren slawischen Kulturbesitzes. Wenn sich dieses »auffällige Fehlen alles Slawischen« mit dem Fehlen der durch die Slawen hereingebrachten anthropologischen Kennzeichen im großen und ganzen deckt, so wird, da ja aus anderen Gründen eine vorslawische Bestattung ausgeschlossen ist, die Ansicht Möllers, daß die Baumsärge frühmittelalterlich sind und nicht früher als in das 9. und 10. Jahrhundert versetzt werden dürfen, zu Recht bestehen. In dem zu besprechenden besonderen Falle von Bernhardsthal entsprechen die Schädel wohl dem »slawischen« Rassengemisch2, könnten also älter sein als die Derfflinger Sargleichen, doch bezeugen ja auch jüngere Funde hier bei uns die slawische Ausbreitung. Vor die Slawenzeit sind die Bernhardsthaler Schädel bestimmt nicht anzusetzen, älter als um das 10. Jahrhundert dürften sie nicht sein.

Die aufmerksame Betrachtung der fünf Schädel aus dem ersten Tumulus von Bernhardsthal zwingt zur Aufstellung von zwei Bildungselementen, die sich in wiederkehrenden Merkmalsverbindungen äußern.

Element I: Der mittellange bis kurze mäßighohe Rundschädel besitzt eine breite, gut gewölbte, oberhalb des Nasen gerade aufsteigende Stirne ohne nennenswerte Entwicklung der Brauenbogen, rundliche Schläfen, gewölbten Scheitel und ein mählich abfallendes Hinterhaupt. Typisch ist die Neigung .zur Rundung, das Fehlen kräftiger Muskelansätze. Auffallend ist das jedesmalige Vorkommen einer Stirnnaht an den beiden besten Vertretern (C 165 und C 168) und das Vorkommen tast- wie sichtbarer kammartiger Erhebungen längs und an Stelle derselben bei zwei anderen. Es erweckt den Anschein, als ob mit dem Element I an und für sich eine solche Stirnnaht korreliert wäre.

Im kurzen bis mittelhohen Gesicht laden die Jochbogen sowohl nach der Seite als auch die Jochbeinwangengegend nach vorn aus. Die stärkste Ausladung der Jochbogen erfolgt in dem Teile, der dem Schläfenbeine angehört. Durch das Vorwölben der Jochbeine ist auch die äußere Begrenzung der Augenhöhle stark nach vorne versetzt. Die Zwischenaugenbreite ist groß; dabei ist die ganze Gegend zwischen den Augenhöhlen durch eine besondere Flachheit bemerkenswert. Die Nasenbeine sind gegeneinander nur sehr wenig aufgestellt; die Stirnfortsätze des Oberkieferbeins außerordentlich breit und entsprechend flach. In der Seitenansicht erscheint die Nasenlinie konkav. Die Augenhöhlen neigen zu kreisrunder oder quadratischer Form, über Höhe und Weite läßt sich nichts Charakteristisches herausfinden. Die birnförmige Nasenöffnung ist in ihrem unteren Abschnitt nicht unwesentlich weit. - Unter den, fünf Schädeln von Bernhardsthal zeigen drei, und zwar C 165, C 167 und C 168, die geschilderte Entwicklung der Wangenbeingegend und der Nase.

Element II. Viel schwerer ist es, die Merkmale dieser Gruppe herauszuschälen, da sie sichtlich durch den Einfluß des ersten Elementes abgeändert sind. Der Schädel neigt zu Schmalheit, Höhe und Länge, in der Ansicht von oben ist er elliptisch, in der Hinterhauptsansicht fünfeckig mit steilabfallenden Seitenwänden. Vom hochliegenden Nasenpunkt zieht die Stirnumrißlinie in der Seitenansicht leicht zurückreichend zum gerundeten Scheitel, von da an zum gewölbten Hinterhaupt sanft abfallend. Die Stirne ist, von vorn gesehen, eher schmal; mehr minder kräftige Brauenbogen sind vorhanden, die Schläfen sind voll, die Seitenwände gerade absteigend. Die Muskelleisten sind, besonders am Hinterhauptsbein, deutlich. - Im Gesicht, dessen Gestaltung anscheinend vom Element I mehr beeinflußt worden ist als der Schädel, erheben sich schmale, sehr steil zueinander stehende Nasenbeine mit hochansetzender Wurzel und geradem bis leicht konvexem Rücken. Die Zwischenaugenbreite ist gering, die Nasenfortsätze des Oberkieferbeines sind schmal und schmiegen sich der Wölbung der Nasenbeine an. Die birnförmige Nasenöffnung ist bedeutend schmäler als beim Typus I. Die Augenhöhlen sind rechtwinkelig, mit schief nach außen absteigenden Rändern und seitlich infolge des Zurückweichens der Jochbeingegend viel mehr geöffnet. Die Wangengegend weist keine Neigung zur Vorwölbung nach vorn oder nach den Seiten auf. Die Entwicklung der Unterkiefer läßt keine Unterscheidung zu, die Unterkieferwinkel sind kräftig und nach außen abgebogen. - Die zum Element I charakteristischen Unterschiede liegen in dem schmalen Schädelbau, in der Form der Augenhöhlen, Wangengegend und der Nase.

Es ist heute noch eine sehr gewagte Sache, Schädel mit irgendwelchen Rassen in Verbindung zu bringen, da die Grundlage hiezu noch so gut wie fehlt. Erst jüngst wieder hat Eugen Fischer3 die Merkmale des mongoliden homo alpinus fest umrissen; das rundköpfige »Element l« gehört meines Erachtens in diesen Formenkreis hinein, wenn auch als eine junge, die östliche Herkunft noch stark verratende Ausprägung.

Ob die beiden Rundschädel C 165 und C 168 einander durchaus gleichwertig sind, ist in Frage zu stellen. Denn noch auf eine zweite Beziehung sei hingewiesen, die zwischen Bernhardsthal und den Bewohnern Böhmens und Schlesiens zur Zeit der Bandkeramik bestehen könnte. Es hat nämlich C 168 eine gewisse Ähnlichkeit mit dem von Otto Reche4 entdeckten, von ihm »Typus I« genannten Schädel der Bandkeramiker, so daß eine Aufnahme des Schädels C 168 beigefügt wird (Abb. 1).

Abgesehen davon, daß Reche den »Typus I« als mittel- bis kurzköpfig, mittellanggesichtig, mittelbreitnasig, sogar breitnasig schildert, erwähnt er eine Bildung der unteren Nasenbeingegend, die er als »Aufblähung« bezeichnen möchte, wobei Nasenbeine und anstoßendes Oberkieferbein sich nach vorn und seitlich vorwölben. Diese blasige Auftreibung findet sich auch bei C 168! Darüber mag sich am Lebenden die typische, breite, sehr konkave Stülpnase erhoben haben. Es spricht auf jeden Fall dieses Merkmal für die Fortdauer des ebenfalls mongoliden Typus I in seinen ehemals steinzeitlichen Wohngebieten bis zur Jetztzeit, wenn auch die Lücke durch das Auftreten der Sitte der Brandbestattung niemals geschlossen werden dürfte. Es ist auch weiter interessant, daß »Typus l« von einer ausgesprochen »nordischen«, langköpfigen Erobererwelle überflutet wird, den Trägern der Schnurkeramik, dem »Typus II« von Reche, an den unser Element II entschieden erinnert, wenn auch manches, wie die geringe Gesichtslänge und die Unterkieferbildung, die einwandfreie Bestimmung erschwert.

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1 Armin Möller, Der Derflinger Hügel bei Kalbsrieth (Großherzogtum Sachsen). Jena, Gustav Fischer, 1912

2 Vgl. hiezu H. Matiegka, Crania bohemia, I. Teil. 1891, Prag

3 Baur-Fischer-Lenz. Menschliche Erblichkeitslehre. München 1921, J. F. Lehmann

4 Reche, Zur Anthropologie der jüngeren Steinzeit in Schlesien und Böhmen. Archiv für Anthropologie. N. F. Bd. 7, 1908

 

Kurze Beschreibung der einzelnen Schädel.

C 165. Vernarbter Bruch der Nasenbeine, Hiebspuren am rechten Stirnbein. Der wohlerhaltene Schädel sehr gerundet, Muskelleisten schwach. Vorderansicht: Das Gesicht sehr kurz und breit, Stirn und Schläfe nach oben und außen gerundet. Fehlen jeglicher Brauenbögen. Beinahe kreisrunde Augenhöhlen, seitlich weites Ausladen der Jochbogen; breite Nasenöffnung und große Zwischenaugenbreite. Kurzer und enger Zahnfächerteil des Oberkiefers, keine Fossae caninae, vorgebaute Wangengegend. Zähne mittelkräftig; anliegende Winkel im niedrigen zarten Unterkiefer. Seitenansicht: Vom flachen, tiefliegenden Nasion ganz gerade aufsteigende Stirne, gerundete Bregmagegend, gerundeter Abfall zum Hinterhaupt. - Die Nasenwurzel flach, der Nasenrücken konkav. Die Nasenbeine flach, breit und infolge des Hiebes asymmetrisch gebrochen und verwachsen. Sehr starker platter, gerade gerichteter Nasenstachel; Kinn deutlich. Obenansicht: Form eines verkehrten Fünfecks mit großer Breite der Stirnhöckergegend. Keine Phänozygie. Hinterhauptsansicht: Niedrig und dachförmig. Die Seitenwände fallen schwach nach außen auseinandergehend ab. Schädelgrundansicht: Sehr breit, kräftige Warzenfortsätze, großes, beinahe sechseckiges Hinterhauptsloch.

Der Gehirnschädel ist kurz und rund, wenig hoch, die Stirne ist kugelig, im Verhältnis zur größten Schädelbreite mittelmäßig gefüllt. Das Gesicht ist außerordentlich niedrig, das Obergesicht breit und niedrig, die Augenhöhlen sind hoch, die knöcherne Nase mittelbreit. Gesichts- und Schädelbreite halten einander beinahe die Wage. - Der Schädel vereinigt in sich am reinsten die zur Aufstellung eines »Elementes I« berechtigenden Merkmale.

C 166. An der rechten Schläfe klaffende Spalte. Schwache Muskelleisten. Der Gehirnschädel länglich. Vorderansicht: Die Stirne gerundet, Brauenbogen mäßig stark entwickelt. Augenhöhlen sehr geräumig, quadratisch und hoch. Die Zwischenaugenbreite gering, Nasenbeine schmal, ebenso die birnförmige Nasenöffnung. Zahnfächerfortsatz des Oberkiefers hoch und schmal, Zähne mittelkräftig. Sehr ausgesprochenes Kinndreieck, die Muskelleisten an den ausladenden Unterkieferwinkeln stark. Seitenansicht: Der Nasenpunkt hochliegend, von da die Stirne beinahe gerade aufwärtssteigend, die höchste Erhebung hinter dem Bregma liegt relativ weit zurück, der Abfall zum Hinterhaupt allmählich und gerundet. Die Oberkuppe etwas gewölbt. Die Nasenbeine leicht konvex gebogen, der vordere Nasenstachel springt stark vor, das Kinn am kräftigen Unterkiefer deutlich. Der Außenrand der Augenhöhle tritt seitlich zurück. Die Schläfenkuppe nieder. Die Warzenfortsätze zart, klein. Oberansicht: Eiförmig, Stirne und Hinterhaupt verschmälert, die größte Breite an den Scheitelhöckern. Hinterhauptsansicht: Ein niedriges Fünfeck, von den Schläfenhöckern zur Pfeilnaht steigen die Knochenflächen nur schwach an.

Der zur Länge neigende Schädel ist von mittlerer Höhe, die Stirne ist der Schädelbreite entsprechend gut gewölbt, das Gesicht neigt zu Länge und Schmalheit, auch das Obergesicht ist bedeutend länger als breit; die Augenhöhlen sind hoch, die Nase schmal. Der Schädel weicht in vielem von C 165 ab und trägt mehr den Charakter des Elementes II.

C 167. Der Schädel nach dem Tode durch Erweichung und Druck von Erdmassen stark verzogen worden, die Basis zertrümmert. Tödliche Hiebwunde. Die Ränder alt, unvernarbt und deutlich von einem schärfen Werkzeug verursacht. Die Spuren einer Stirnnaht an einem leichten Kamm noch zu verfolgen. - Über Form des Hirnschädels läßt sich infolge der Verzerrung nichts Sicheres aussagen, doch scheint dieser lang, gewesen zu sein und auch recht hoch. Die Stirne weicht mehr zurück und ist auch schmäler als bei C 166. Vorderansicht: Die Umrißlinie über die Scheitelbeine läuft dachförmig zu. Die Schläfen gefüllt; Brauenbogen gut entwickelt. Die Augenhöhlen rechteckig, mit schief nach außen absteigenden Rändern, die Nasenbeine an der Wurzel schmal, die Nasenöffnung eher mittelbreit. Vermutlich luden die Jochbogen einmal seitlich weit aus, wie aus den Resten zu schließen ist. Am Bruchstück des Unterkiefers deutlich entwickelte Muskelleisten feststellbar. Seitenansicht. Die Stirne weicht zurück bis zum hochliegenden Bregma. Die Nasenbeine an der Wurzel konkav, später gerade.

Der Schädel dürfte allem Anscheine höher gewesen sein als alle anderen. Im Bau des Gehirnteils erinnert er an Element II, das Gesicht weist Element I-Merkmale auf.

C 168. (Abb. 1.) Sehr gut erhaltener Schädel mit mehreren bemerkenswerten Eigentümlichkeiten. Die Stirnnaht erhalten, am linken Stirnbein besteht eine Hiebnarbe. Das Hinterhauptsbein nach dem Tode linksseitig in seiner Verbindung mit Scheitel- und Schläfenbein gelockert. Der Klivus so steil nach aufwärts gebogen, daß die Kondylengegend weit nach unten vorragt. Die Basion - Bregmahöhe entspricht also tatsächlich nicht der Schädelhöhe, sondern täuscht eine weit größere vor. Der Schädel schließt sieh in den meisten seiner Merkmale an C 165 an, von dem er sich, doch durch größere Gesichtslänge unterscheidet. In bezug auf die Flachheit und Konkavität der Nasenbeine übertrifft er C 168. Die Nasenbeine dreieckig, die Stirnnasenaht rechts etwa 1 mm lang, das linke Nasenbein stößt 4 mm unterhalb des Nasenpunktes mit dem rechten Nasenbein zusammen! Dem entsprechend die Stirnfortsätze des Oberkieferbeines sehr breit, aber auch flach.  -  Der Anteil des Schläfenbeines am Jochbogen von der gewöhnlich beobachteten Form etwas abweichend. Diese Partie nicht parallel zu den Schädelseitenwänden gebaut, sondern beinahe im rechten Winkel hiezu. Der Schläfenfortsatz des Jochbeines bildet eine zur Mittellinie gleichlaufende, der Jochbeinfortsatz des Schläfenbeines eine zur Schädelbasis parallele Fläche. An der Vereinigungsstelle beider der Schläfenteil dem Jochbeine entsprechend abgedreht. Vorderansicht: Scheitel und Schläfe gerundet, Brauenbögen kräftig. Große Zwischenaugenbreite, rechteckige Augenhöhlen mit leicht schief gestellten Rändern. Die Jochbogen auffallend schmal und zart gebaut, und links anliegender als rechts. Die rechte Fossa canina bedeutend tiefer als die linke. Die birnförmige Nasenöffnung breit, Nasenbeine und Oberkieferrand im unteren Teil gebläht. Zähne mittelkräftig. Stark seitlich ausladende kantige Unterkieferwinkel. Zwischen den beiden hervortretenden Kinnhöckerchen (Tubercula mentalia) eine Einsattelung5, so daß der Kinnvorsprung (Protuberantia mentalis) sich nicht bis zum Unterrand hinzieht (vgl. hiezu Abb. 1b).

Seitenansicht: Vom tiefliegenden Nasion aufwärts ziemlich gerade ansteigende Stirnumrißlinie, in starker Krümmung in die Scheitellinie übergehend. Das Bregma weit vorn; der Abfall zum Hinterhaupt ziemlich unvermittelt. Die Schuppe leicht gewölbt. Klivus stark steil gestellt.  -  Vom Nasion abwärts konkave Nasenlinie. Vorderer Nasenstachel weggebrochen, der Kinnvorsprung abgeplattet, der Unterkiefer hoch und kräftig.
Oberansicht: Ein Fünfeck mit großer Breite in der Stirnhöckergegend.
Hinterhauptsansicht: Fünfeck mit der größten Breite an den Scheitelhöckern.
Schädelgrundansicht: Sehr kräftige Gelenkshöcker, herzförmiges, nicht besonders großes Hinterhauptsloch.

Der Schädel ist kurz und rund, mittelhoch, die Stirne kugelig, im Verhältnis zur größten Schädelbreite recht gut gefüllt. Das Gesicht ist eher lang, das Obergesicht aber mittellang, Augenhöhle und Nase sind von mittlerer Breite und mittlerer Höhe. Jochbogenbreite relativ schmal zur größten Schädelbreite. Der Schädel nähert sich von allen am meisten C 165, weist daher Element I - Merkmale vorwiegend auf, abgesehen von den zum »Typus I« von Reche hinzielenden Eigenschaften.

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5 Die Bildung erinnert an den von H. Virchow (Die menschlichen Skelettreste aus dem Kämpfe' schen Bruch im Travertin bei Weimar. Jena, Fischer, 1920) dargestellten »Unterkiefer von einer Ausgrabung in Wolhynien mit enormen Tubercula Mentalia« (S. 24, Fig. 4).

 

C 169. Am Schädel sind die Jochbogen ausgebrochen; die Fuge zwischen Hinterhauptsund Keilbein ist noch offen, um das Bregma herum sind die Nähte teilweise verknöchert. Am Hinterhaupt kräftige Protuberanz. Im Unterkiefer fehlt der Platz für den Weisheitszahn. Vorderansicht: Die Umrißlinie des Scheitels ist leicht dachförmig, die Brauenbogen kräftig, dazwischen Reste der Stirnnaht und höher davon sicht- und tastbarer Stirnkamm. Die Augenhöhlen sind rechteckig, mit sehr stark nach außen schiefabsteigenden oberen und unteren Rändern. Die Zwischenaugenbreite gering, die Nasenbeine außerordentlich schmal und gewölbt. Die Zähne sind mittelkräftig, die Unterkieferwinkel laden seitlich aus. Seitenansicht: Vom eingezogenen Nasion steigt die Umrißlinie ziemlich steil aufwärts und rückwärts, in der Bregmagegend erfolgt eine leichte Einsenkung, von der dahintergelegenen höchsten Höhe ist der Abfall zum Hinterhaupt ein allmählicher. Die Nasenbeine sind steil gegeneinander gestellt, die Profilkurve ist zuerst konkav und dann konvex und stark aus dem Gesicht hinausragend. Der vordere Nasenstachel ist abgebrochen. Das Kinn kräftig. Oberansicht: Schmale ebenmäßige Eiform. Hinterhauptsansicht: Dachform mit steilen Wänden, die größte Breite liegt in der sogenannten Asteriongegend. Die Höhe ist groß. Reste einer queren Hinterhauptsnaht vorhanden. Schädelgrundansicht: Große, breite, kräftige, lange Warzenfortsätze, beinahe kreisrundes Hinterhauptsloch.

Der Schädel ist langgebaut, dabei hoch, mit gut entwickelter Stirne. Am hohen Gesicht. befinden sich niedrige, stark schiefgestellte Augenhöhlen und eine hohe schmale, sehr vorgebaute Nase.

C 169 entfernt sich am allermeisten von C 165 und ist der reinste Vertreter des Elementes Il.